Drei Nüsse für…

Also, den Film habe ich ja schon seit meiner Teeniezeit nicht mehr gesehen, der hat mir sowas von den Glauben an den strahlenden Prinzen versaut. Nach diesem „Prinz“ mit der unglaublich schlimmen Frisur (ich meine, ehrlich: das sieht doch aus wie irgendwas Totes, Felliges auf den Kopf geklatscht und zurechtgezuppelt. Und das Pony erst… geh mir fort!), war mir klar: was ich am allerwenigsten brauche in meinem Leben ist ein Prinz. Zum Glück, sonst hätte es mich unter Umständen an irgendeinen Hof verschlagen und da ich höfische Gepflogenheiten nur vom Hof meiner Großeltern mit drei Kühen, zwei Schweinen und sieben wilden Kerlen kenne, hätte das möglicherweise größere Verwirrungen nach sich gezogen, also alles gut so. Danke, drei Nüsse für Aschenbrödel!
Trotzdem gehört der Film sogar für mich so ein bißchen zur Weihnachtszeit dazu. Deshalb habe ich mich auch sehr über diesen Kranz gefreut:
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Liebevoll gearbeitet von einer Freundin und überaus begabten Pflanzenkünstlerin. Die Haselnüsse sind auch noch ein bißchen golden angemalt *kreisch*.
Auf unserem kleinen Weihnachtsmarkt letzte Woche konnte man diese und andere Schönheiten kaufen, aber ich war natürlich schon vorher bei ihr und habe mir das schönste Adventsgesteck rausgesucht *gnnnharhar*:
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Auch Keramiken waren im Angebot- nicht nur selbst getöpfert, sondern auch noch doppelt gebrannt, einer der Brände in einem Erdofen (nein, man kanns nicht trinken!). Also sozusagen Loch gebuddelt, Glut rein, Schälchen hinterher, zugeschüttet und erst nach ein paar Stunden wieder rausgeholt, wenn ichs richtig verstanden habe. So ungefähr wie dieses eine Volk, das auf diese Weise einen ganzen Ochsen, gefüllt mit einem Schwein, welches mit einem Truthahn gefüllt ist undsoweiter, HundKatzeMaus, ihr wißt schon, verbuddelt und gart. So halt, nur ohne Tiere. Vegane Keramik:
img_2811Erdacht, getöpfert, gestempelt, gebrannt, güldenes Haselnüsschen dazu- ein perfektes kleines Geschenk, und das für schmale sechs Euro. Das ist doch kein Geld, oder?
Ich rieche andauernd dran, es schnuppert so gut nach Rauch und ist auf der Rückseite ganz matt schwarz von der Kohle in dem Meiler… Erdofen, was auch immer.
Ein Nikolaustellerchen für Junior habe ich auch mitgenommen, das wartet noch auf seinen Einsatz. 🙂
Um meiner Chronistenpflicht nachzukommen, hier noch die restliche Weihnachtsdeko, man beachte den Hausmeister!
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Der Weihnachtsmarkt (also, nur unser Stand natürlich) sah übrigens so aus:
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War ein toller Nachmittag und Abend. Kalt genug, viele Leute und wir haben erstaunlicherweise (das ist sonst nicht so…) ordentlich was verkauft. Da geht das Geld aber immer gerne von einer Hand in die nächste- siehe oben.
Hat sich also rundum gelohnt!
Morgen ist übrigens der erste Türchentag- alle vorbereitet?
Ha! Ich habe einen finnischen Kalender und darf schon seit Sonntag Türchen öffnen- nänänänänänäää!
(Herzlichen Dank dafür nochmal an die erzgebirgische Mäusedoktorin!)
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Man sieht, ich bin kein Türchenabreißer. Und es wäre auch eine Schande, denn dieser finnische Pfadfinderkalender ist GENAU so ein Kalender, wie ich ihn richtig gerne mag. Vornedrauf ein Bild und wenn man das Türchen öffnet, nicht etwa ein völlig anderes Motiv (vornedrauf ein Haus, drin eine Sonne. Oder Schlitten und Tannenbaum. Engel und Stern, sucht euch was aus. Ich mag es nicht, wenn die Motive hinter den Türchen nicht zu dem vornedrauf passen. Lieblos zusammengestoppelt.), nein! es ist genau dieselbe Szene, nur um eine Kleinigkeit bereichert. Bis jetzt hatten wir eine Laterne, eine Schneeburg, Glöckchen und ein Eichhörnchen. Morgens stehen Junior und ich beide erwartungsvoll vor dem Kalender…) Von diesem Kalender hätte ich gerne ein Zehn-Jahres-Abo. Mindestens.

Nicht zu vergessen natürlich die höchstpersönlich mit Kreidestift angemalten Fensterscheiben. Schööön!
Zum Glück gibt es die Vorlagen von Bine Brändle– einfach hinter das Fenster kleben und abzeichnen, außer einem lahmen Arm hat man fast keine Mühe damit und die Fenster sehen hinterher echt schön aus:
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Und was kann schöner sein, als Juniors Lob: Mama, du kannst echt toll abmalen!
Ja, stimmt. Kann ich echt toll. Hmpf.

Nerv des Monats November

Das ist jetzt wahrscheinlich nicht ganz so arg schwer, den Nerv des Monats zu erraten, wobei ich eher befürchte, dass sich der über diesen und die nächsten (mindestens) drei November hinaus noch zu einem Nerv der nächsten Jahre entwickeln wird. Ähnlich ätzend wie starke Zahnschmerzen, aber sehr viel gefährlicher.
(Folgender Absatz dient natürlich zuvörderst meiner eigenen Selbstbeweihräucherung, da das aber hier mein Blog-Wohnzimmer ist, darf ich ja netterweise beweihräuchern, wen ich will, also:)
Ich habs ja gesagt. Seit Wochen sage ich „Achtung. Die wählen den!“ Sorry, isso. Kann mein Mann bestätigen. Der hat mich ausgelacht. Ha. Ich hatte schon lange nicht mehr so ungern recht. (Beweihräucherung Ende.)
Dieser amerikanische President-elect hat mir schon lange eine Heidenangst eingejagt und tut es noch. Ich finde nicht, dass man ihm weiter trauen darf, als man ihn werfen könnte (und scheinbar tun das auch nicht viele andere Leute, selbst die, die ihn wählten, nicht. Ich kenne eine Amerikanerin, die ihn tatsächlich gewählt hat und jetzt darauf setzt, dass er Hillary Clinton in den Knast bringt, wieso auch immer, aber über ihn selbst sagte sie: „He is an fucking idiot!“ Wtf? Ich musste mich daraufhin mit ihr betrinken, verständlich, oder?) und ich gratuliere mir wieder mal zu meiner Weitsicht, dass ich nicht Bundeskanzlerin geworden bin, denn dann müsste ich jetzt irgendwie mit ihm umgehen. Glück gehabt.

Der Nerv des Monats ist aber ein anderer, wenngleich er auch mit der Wahl der Amerikaner und natürlich der bevorstehenden Bundestagswahl zusammenhängt.
Im Moment nervt mich daran nichts so sehr wie das Wörtchen „wir“. Unter Schnappatmung gestreut von Politikern, Journalisten und wer sonst noch was zu sagen hat im Versuch, das Wahlergebnis, das „wir“ in dieser Ausprägung ja nicht haben kommen sehen können, zu erklären oder darauf hinzuweisen, was „wir“ alles zu verändern haben, damit das ja nicht bei uns passiert. „Wir“ müssen jetzt füreinander einstehen, „wir“ müssen gemeinsame Lösungen finden, „wir“ müssen die armen Menschen, die sich abgehängt fühlen, jetzt wieder vom Guten im Menschen überzeugen, „wir“, „wir“, ich hör immer nur „wir“.
Dafuq? ICH? Einen Scheiß muss ich! ICH hab das nicht versaubeutelt, ihr Helden in dunklen Anzügen der letzten vierzig Jahre!
ICH hab nicht dafür gesorgt, dass die Bildungs- und Sozialausgaben zu niedrig sind und wesentlich zu oft in den falschen Kanälen landen. (Und bevor mir einer dumm kommt: ja, ich weiß, dass wir sehr hohe Bildungs- und Sozialausgaben im Bundes- und den Länderhaushalten haben. Aber behauptet einer allen Ernstes, da steckte sowas wie ein Konzept dahinter? Gott bewahre! Konzept würde ja planvolles Vorgehen unabhängig von politischem Kalkül oder finanziellen Interessen bedeuten. Ha! Da kann ich ja nur lachen.) ICH wollte keinen unterirdischen Bahnhof, keinen genauso unterirdischen Flughafen oder eine überirdisch glitzernde Konzerthalle für Milliarden von Euro. Ich will auch nicht, dass die Autobahnen privatisiert werden. (Ich seh schon die Schlagzeilen: Autobahnen zu teuer für Deutsche! Nur noch reiche Ausländer auf Deutschlands Straßen! Merkel muss weg!11!!)

ICH bin auch nicht verantwortlich für die Millionen Nichtwähler, oder auch Falschwähler, auf die wir uns im September 17 freuen können. (Nur fürs Protokoll, damit ich nachher sagen kann, ich hätte es schon vorhergesagt: 25+).
Ich bin zu jeder (!) verdammten Wahl getappt, obwohl es mir wahrlich in den letzten Jahren immer schwerer gefallen ist, eine gute Wahl zu treffen.
Und immer öfter wurden Wahlversprechen mehr oder weniger offen gebrochen. Selbst für einen Hauptschüler wie mich (ich darf nicht mehr Dummenschule sagen, meine Tante- ihr wißt…) war es irgendwann klar: es ist ein Jahr vor der Wahl, aha, es gibt wieder mehr Rente, Arbeit, BaföG, tralala, alles super. Und nach der Wahl… Man kann schon seit vielen Jahren an den politischen Nachrichten ablesen, wann ungefähr wieder Wahl sein muss. (Und jaaaahaaa. Ich weiß, dass man das auch differenzierter ausdrücken kann, aber dann wird das hier echt lang.)
So einen Blödsinn wie Nichtwählen oder Wahlzettel ungültig machen, hab ich nie gemacht- ich bin immer noch der Meinung dass es tatsächlich zu unserer Pflicht gehört, wählen zu gehen. Das ist unser Beitrag zu einem funktionierenden Staat. Aber dann erwarte ich verdammtnochmal, dass die Politker ihrem Wählerauftrag auch gerecht werden. Ach, nee, eigentlich erwarte ich was anderes. Ich erwarte, dass nicht so ein hanebüchener Unsinn vor den Wahlen erzählt wird, sondern dass gerade Politiker einfach mal ehrlich und bei ihren Möglichkeiten (und den Möglichkeiten des Grundgesetzes, by the way, Herr Seehofer)  bleiben. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“ (1. Johannes, 2,1-6) (Nur mal so als Anregung für die mit dem großen C im Namen. Da war von populistischem Geschwafel keine Rede.)  Das funktioniert aber leider meistens nur noch auf der Kommunalebene, zumindest bei uns ziemlich gut.
Zurück zur höheren Ebene: Blöderweise gibt es für meine Begriffe eine Korrelation zwischen den zur Normalität gewordenen politischen Wahlversprechern, der Wahlmüdigkeit der Bürger (achwas- da wär jetzt keiner drauf gekommen, aber wartet, ich hab noch einen:) UND der Zunahme der Dämlichkeit des Wahlvolks. Und die Dämlichkeit des Wahlvolks hat signifikant zu tun mit was? Nämlich mit der Zunahme des Konsums von „Unterschichtenfernsehen“ (heutzutage auch gerne in Form von ungefiltertem Social Media Konsum) bei gleichzeitiger Abwesenheit gescheiter Bildung. Dabei kommt heraus: der Bürger, der nicht wählen geht, weil man „denen da oben“ sowieso überhaupt nichts glauben kann und der aber vollkommen unkritisch sämtliche Fakemeldungen (z.B. „Salafisten-CDs im Briefkasten die beim Auspacken eine geheimnisvolle gefährliche Substanz ausmüffeln“- meine Güte, ich bin fassungslos darüber, wie oft ich solchen Mist sehen muss) auf Facebook und Whats App teilt. Hallo? Wofür, zum Teufel, haben wir euch in die Schule geschickt?
Aber bitte, nach 32 Jahren RTL und 64 Jahren Bild- Zeitung sollte mich das eigentlich nicht mehr wundern. (Schlimm ist allerdings, dass heutzutage Bild und RTL ja fast noch als Sprachrohre der gemäßigten Mitte gelten sollten, wenn man sich nur einen winzigen Ausschnitt dessen antut was der Kopp-Verlag und ähnliche Aluhutvereine so präsentieren. Nein, bitte, schaut nicht nach, ich bin nur per Zufall drüber gestolpert und fummle grad schon mit einer Hand in der Küchenschublade auf der Suche nach der Alufolie… Boah, das gibt Gehirnkrebs in 0,3 Sekunden. Entsetzlich.)

Und was jetzt? Was sollen „wir“ denn jetzt machen? Werbekampagnen für mehr Weltoffenheit und Toleranz? Free Hugs? Plakate kleben? Was für eine gequirlte Scheiße, ehrlich. Natüüüürlich, wenn so ein Pegidist, der seit Monaten und Jahren jeden Montag sein „Lügenpresse!“ Plakat spazieren trägt, nur endlich mal gut genug von uns fortschrittlichen Gutmenschen umarmt und aufgeklärt wird, dann wird er seinen Irrtum schon einsehen- dass ich nicht lache.
Mit jeder Diskussion die (interessanterweise meistens unter Gleichgesinnten) geführt wird, mit jedem Stück Überzeugungsarbeit das zu leisten geglaubt wird, wird deutlicher: WIR sind im Besitz der einzigen Wahrheit. „Überzeugungsarbeit“ sagt doch schon alles. Wer Überzeugungsarbeit leisten muss, der muss einem offensichtlich sehr dummen Menschen mit der absolut falschen Einstellung beibringen, dass es nur eine wahre Meinung geben kann.
Merkt man doch irgendwie schon, dass sich das vielleicht ein bißchen nach- wie soll ichs sagen… nach vollkommenem Mist anhört, oder? Wer will denn so behandelt werden?

Für meine Begriffe haben wir es mit zwei gefährlichen Gruppen von Wahlberechtigten zu tun, nicht nur mit einer.
Zum einen die Leute, über die jetzt grad alle mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen reden, die „Abgehängten“, „Bildungsfernen“, die „Rückwärtsgewandten“. Die haben vielleicht gar keine Angst, abgehängt zu werden. Oder „rückwärtsgewandt“ zu heißen. Die haben sich schon selbst abgehängt und die wollen vielleicht leben wie in anderen Zeiten? Die interessiert unser toller toleranter und weltoffener Lifestyle nicht mehr. Die haben ihre eigenen Ideen, wie ein Staat funktionieren sollte und die kümmern sich nicht um unsere Realitäten, die haben ihre eigene Realität.
Und sie merken grad, was sie bewirken können, wenn sie wählen gehen.
Die wirkliche Gefahr liegt woanders. Im Ernst: Reichsbürger, Pegidisten und AfD zusammen wären vermutlich nicht mehr als ein (zugegebenermaßen sehr großer) Stachel im Fleisch der Demokratie.
Aber die größte Unterstützung bekommen sie von denjenigen, die überhaupt nicht wählen gehen. Vielleicht läuft grad ein schöner Rosamunde-Pilcher-Film, oder man muss eben noch den neuesten Kalenderspruch auf Facebook teilen, oder man hat sich gar nicht das Datum der Wahl gemerkt *ups*, oder man tut ja schon genug Gutes für die Welt, weil man die Seite für rumänische Strassenhunde liked, und mein Gott! Da ist diese Story von dem Moslem, der in Deutschland mit fünf Frauen und 27 Kindern lebt und für ALLE deutsche Sozialhilfe bezieht!!1ELF!! und jetzt müssen noch Freunde und Verwandte gewarnt werden vor dem Whats App Kontakt, der beim Öffnen ALLE gespeicherten Kontakte mit der Maul- und Klauenseuche infiziert!
Oder… es interessiert sie einfach nicht.

„Die Vernunft ist längst pennen gegangen, einen langen tiefen Schlaf, aus dem sie nur die Bildung wieder wecken kann.
Die Bildung ist aber leider mehrfach verhindert.“
(Das Eichhörnchen, 2016)

Ich weiß nicht, wie es euch geht und was „wir“ zu dem allem sagen sollen, aber eins ist klar: MIR geht der Arsch schon mal gewaltig auf Grundeis bei der Vorstellung, wie das nach den nächsten Wahlen hier weitergeht.

Pifpafpuff!

Und zack, der Lostopf ist zu!

Es gab 27 Kommentare unter der Rezension und unter dem verweisenden Blogpost (wow! Siebenundzwanzig!! Siebenundzwanzig mal Interesse für das Buch, ich schätze die meisten davon werden es sich kaufen, wenn sie es nicht gewinnen, also wenn das in so einem Tempo weitergeht, sollte „Das Wunschkind“ in ein paar Tagen auf der Spiegel-Bestseller-Liste ganz oben erscheinen. Sehr verdient, möchte ich meinen. Und natürlich werden alle 27 immer schön weiter bei mir lesen und fleissig kommentieren, hach! *muuharharharmanwirdjamalträumendürfen*), wo war ich?
Ach ja, 27 also insgesamt, netterweise kein Name doppelt, was es etwas einfacher macht.
Unter Aufsicht meines privatpersönlichen Notars wurde die Auslosung bildlich festgehalten.
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(mit dem Zauberstab drin rumrühren. Ganz wichtig!)
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Liebe Silke, du bekommst eine Mail von mir. Wenn du das Buch durch hast, sollte das Anziehen der Jacke kein Kampf mehr sein. Kleiner Tipp vorab von mir: Mütter frieren IMMER mehr als Kinder, nach dem Motto: Zieh die Jack an, ich frier!
Ich habe mir inzwischen angewöhnt, Junior morgens eine halbe Stunde auf den Balkon zu sperren, danach zieht er freiwillig eine an. Spaß. Aber er geht auf den Balkon um die Temperatur zu testen und entscheidet dann selbst. Ok, er ist schon zehn, als er jünger war, war das auch noch nicht so einfach.