Der Blumenflüsterer

Im letzten Jahr hatten wir vor der Haustür eine EINZIGE Sonnenblume, die uns allen bald über den Kopf gewachsen war. Wir haben die Kerne gesammelt, aufgehoben und im Mai oder so fielen sie mir zufällig in die Hände, als Sohn Nr 1 grade barmte, warum er denn GAR KEINE Samen für sein Blumenbeet habe (nachdem wir eine Tonne Wiesenblumensamen draufgekippt hatten, nur mal so am Rande erwähnt). Es ging ihm wohl um das Erlebnis, Blumensamen einzeln in die Erde zu pflanzen. (Mami, machst du mir da Löcher in die Erde damit ich die Kerne reinstecken kann? Äh, wieso, das kannst du doch alleine? Aber dann mach ich mir doch meine Finger schmutzig! *klönk* (Mutter kippt ins Blumenbeet))
Wo war ich? Ach ja, die Sonnenblumenkerne. Ich dachte mir so (hatte ich erwähnt, dass meine beiden linken Daumen nicht ansatzweise grün sind?) dass diese seltsamen Kerne im Leben nix werden, also haben wir großzügig alle ungefähr fünfzig Samen nebeneinander am Rand des Beets entlang in die Erde gepiekt (ER hat sie reingesteckt, ha!). Möglicherweise gehen ja ein oder zwei oder drei von den fünfzig auf. Es waren ein paar mehr.

Man sieht sie nicht alle auf dem Bild. Jedenfalls war Sohn#1 sehr angetan von den (sehr langsam) wachsenden Sonnenblumen und adoptierte sie gleich alle zusammen, aber eine im besonderen: Blumi genannt. Jeden Morgen auf dem Weg zum Kindergartenbus begrüßte er sie, jeden Mittag auf dem Heimweg dito und ab und zu gab er allen auch mal Wasser (AB UND ZU, man solls ja nicht übertreiben).
Und was soll ich sagen: Blumi wurde die größte von allen Sonnenblumen und bekam auch das grösste Gesicht. Donnerwetter.

Ist das zu fassen? Er sucht sich einfach einen von den Sprösslingen raus (der vorletzte auf dem Weg zum Bus), spricht mit ihm, gibt ihm einen Namen und zack, wird aus dem Winzling ein Riesengewächs wie bei Hans und die Bohnenranke.
Hach. Mein Sohn ist ein Blumenflüsterer.

2 Gedanken zu „Der Blumenflüsterer

  1. Liebe Doro,
    das war mal wieder köstlich. Du kannst das, was wir im alltäglichen Leben durchmachen, in so wunderbare Worte packen. Wie wäre es mit einem Buch á la „Mein Leben und ich“ oder so?
    LG, Tanja

    PS: Bei uns war es übrigens Schnecki, wobei ich jetzt wirklich nicht weiß, ob es jeden Morgen dieselbe Nacktschnecke war, die aus dem Blumenbeet gefischt wurde…

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