Explora Frankfurt

Aus Gründen (Besichtigung des teilerneuerten Familienoberhaupts) machten wir uns am Donnerstag auf in die Großstadt. Wenn man zu einer solchen Reise schon mal gezwungen ist (Raus aus dem Dorf. Furchtbar!) verbindet man das dann ja gerne auch mit einem kulturellen Highlight damit sich das auch lohnt.
Da wir (also genauer gesagt: ich) die Haltung von Tieren in kleinen Käfigen weder zu Zucht- noch zu Anglotzzwecken gutheißen und abgesehen vom moralischen Aspekt bei dreissig Grad die Viecher auch noch doppelt so erbarmungslos stinken wie gewöhnlich *würg*, entschieden wir (also: ich) uns gegen einen Besuch im Zoo.
Bei solchem Sommerwetter bleibt aus Vernunftgründen sowieso nur ein Besuch im Museum, wenn man nicht im Palmengarten oder Freibad zerquetscht werden will. Man muss halt auch zu antizyklischer Freizeitgestaltung bereit sein.
Mein Konzept ging wie geplant auf: wir waren fast alleine im Explora Museum.
Explora Collage
Das Museum ist in einem ehemaligen Luftschutzbunker im Frankfurter Nordend untergebracht. Schon die Fahrt war die reine Freude. Quasi einmal mittendurch, an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten Frankfurts vorbei (Eiserner Steg, Römer, Paulskirche, Zeil, Konstablerwache, das Kind bekam fast einen Drehwurm vor lauter „Schau mal hier“ und „guck mal da!“) und das fast ohne ernstzunehmenden Autoverkehr.
Im Museum selbst kann man ziemlich viele interessante und erstaunliche Experimente machen, ich zitiere mal aus dem Museumsführer:
Die Ausstellung wurde kontinuierlich erweitert und … zeigt heute auf 4 MuseumsEtagen eine weltweit einmalige Sammlung von Werken nationaler und internationaler Künstler aus den Bereichen der 3D-Fotografie, Stereoskopie, Anamorphosen, Vexierbilder sowie sog. Unmöglicher Mathematischer Figuren.
Außerdem kann die EXPLORA die größte öffentlich zugängige Holografiesammlung der Welt ihr Eigen nennen. Komplettiert wird die Ausstellung mit physikalischen mathematischen Experimenten, interaktiven optischen Illusionen, sowie mathematischen Strategie Spielen.
Da waren einige schöne Sachen drunter:
Wer bin ich, und wenn ja, wieviele?
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Huch! Und wech.
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Mein Favorit: ein Guckkastenkaleidoskop. So schöne Farben! Psychedelische Erfahrung ganz ohne Drogen. 🙂
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Ein paar von den Spielen waren knifflig.
Zu knifflig.
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Es gab viel zu entdecken und obwohl Junior letztes Jahr schon einmal hier war, wurde es ihm doch nicht langweilig.
Am Ausgang kann man sich im Loungebereich noch einen Kaffee/Kakao/wasweißich holen, bei der freundlichen Dame an der Kasse noch das ein oder andere Schnickeldi kaufen, eigentlich ein wirklich gelungener Museumsbesuch.

Aber – Hallo? Was zum Teufel, machen 3DFotos von nackten Frauenbrüsten auf Playboy-Niveau in einer Ausstellung, die vorrangig von Familien frequentiert wird?
Das fand ich ziemlich Scheiße.
Komme mir keiner und krähe „Aktbilder sind auch Kunst“- nein, in diesem Fall nicht.
Der künstlerische Wert dieser Bilder liegt ungefähr bei dem eines Leonardoglases. Einfallslose Massenware, tausendmal gesehen, nur diesmal eben in 3D. Playboyniveau halt.
Das ist SO komplett vergangenes Jahrhundert, das ich mich ernsthaft frage wie man auf die Idee kommen kann, das noch irgendwo hin zu hängen? Es sei denn man hält sich für Hugh Hefner.
Abgesehen davon finde ich, das hat nix in einer Ausstellung für Kinder zu suchen. Natürlich wird da keiner von schlagartig traumatisiert, aber es transportiert eine Botschaft über den Wert von Frauen die mir nicht gefällt. Und wenn ich mit solchem Alltagssexismus konfrontiert werde, dann muss ich mich gegenüber meinem Kind dazu positionieren.
Und deshalb geh ich da nicht mehr hin.