Heute mit Lidl, Edeka und einem kleinen Scheißerchen.
Eigentlich dachte ich ja, Edeka hätte das Nerv des Monats sicher, da kommt kurz vor meiner persönlichen Verleihung noch Lidl daher und semmelt mir eine Werbekampagne um die Augen und Ohren, dass mir kurzfristig die Worte fehlten. Sehr kurzfristig.
Ganz ehrlich, ich hätts ums Haar überhaupt nicht mitgekriegt (und mir wäre das Nerv des Monats entgangen- furchtbar!), was einzig und allein daran liegt, dass wir hier kaum Glotze schauen (und wenn, dann nur Tom&Jerry und Paulchen Panther über Amazon Prime (nicht meine Idee!) und da ist keine Werbung mit bei) und beim Radiohören drehe ich die Werbung automatisch immer leise oder klappe die Öhrchen zu. Von der Werbung blieb also nicht mehr als ein leiser Widerhall von schwülstigem Gebrabbel in meinem Ohr, bzw dem Teil zwischen meinen Ohren.
Bis ich diese Bewerbung um einen Arbeitsplatz als mobiler Tiefkühlteigling bei Lidl (oder so ähnlich) bei Facebook zugeworfen bekam, da hab ich mir das dann doch mal angeschaut auf Lidls Homepage.
„Woran erkennt man eigentlich gutes Fleisch/Schokolade/Kaffee/Obst und Gemüse/Brot/Wein?“, sind die rhetorischen, visuell ansprechend aufbereiteten Fragen, die mitgelieferten Antworten jeweils versehen mit Schlagworten wie Sorgfalt! Auswahl! hochwertigste Zutaten! Herkunft! Geschmack! Qualität! und natürlich Preis! Preis! Preis! untendrunter noch einige Informationen über das jeweilige Produkt, die wirken, als hätte da jemand eine Menge Spaß mit seinem Grafik- und Statistikprogramm gehabt (und die zum Beispiel bei Brot seeehr spärlich werden- wie, gar kein Salbadere von besten regionalen Zutaten? Ach so, die Teiglinge kommen aus China? Kommt schon, das ist doch eine Region- schliesslich derselbe Planet!)
Gegenfrage: Woran erkennt man eigentlich eine gute Werbeagentur? Daran, dass sie es schafft aus Scheiße Gold zu machen.
Meine Fresse, da muss man sich doch glatt verbeugen vor den Leuten, die es geschafft haben, Lidl so ein tolles neues Gesicht zu geben. So bemüht um unser Wohlbefinden. Qualitätsprodukte mit ausgesuchter Herkunft. Perfekt aufeinander abgestimmte, hochwertigste Zutaten. Umfassende Qualitätsprüfungen. Gewissenhafte Produktion. Hübsche Bilder. Säuselnde Stimmen. Und alles so edel und alles so landhausmäßig durchgestylt, so rotbackige Äpfel, so knuspriges Brot und soooo leckere Schokolade.
Und dann gehst du in den Laden rein. Und dann….
*muuuuharharharhar* rollst du dich auf dem Boden vor Lachen, weil: das ist immer noch die alte häßliche Tante Lidl, Discounter durch und durch. An jeder Ecke schreit es BILLIG, BILLIG, hier is alles BILLIG, die Preise, die Waren, die Qualität, die Regale, alles BILLIG. Die Mitarbeiteruniformen, die Werbeschilder, alles ist billig, die Waren lieblos in die Metallkörbe geschmissen und das soll meine neue Offenbarung sein?
Nö.
Isses nicht.
Ihr könnt also mit der bekloppten Werbung aufhören, danke.
Und damit hätten die um ein Haar Edeka vom Thron verdrängt, auf die hab ich auch grad einen dicken Hals, stellvertretend für Junior diesesmal.
Wollen die doch glatt für eine einzige Shaun-das-Schaf Sammelfigur vierzig Euro haben. VIERZIG! Schon klar, nicht kaufen, aber einkaufen muss man für vierzig Euro („ohn Alko´ol, Sigarette und Seitschriefte“, wie mir die Dame mit dem fransösische Akso an der Kasse versicherte, damit man vier blöde Sammelpunkte kriegt um diese dann gegen NATÜRLICH die einzige Sammelfigur eintauschen zu dürfen, die man schon hat, weil die saublöden Dinger auch noch blickdicht verpackt sind. Ja, gehts noch? Wenn ich schon so ein horrendes Geld ausgeben muss um so eine dusselige Figur zu bekommen, dann will ich mir die auch aussuchen dürfen! Das ist genauso ein pseudo-elitäres Getue wie bei Lidl. Nein, kein Mensch wird glauben, dass die Shaun-Figuren etwas ganz besonderes sind, nur weil sie so teuer sind. Es sind nur blöde kleine Plastikdinger! Stellt euch nicht so an und lasst die endlich rüberwachsen. Ich Mein Sohn will Bitzer, Shirley, den Bauern und Timmy und all die andern haben! Grrrrr.
(Falls also jemand bei Edeka einkauft und diese Punkte überhat. Schickt sie mir, ich flehe euch an!) *hust* Wo war ich?
Ach ja.
Das kleine Scheißerchen. DAS übertrifft im Nervfaktor alles und hat allerbeste Aussichten, das Nerv des Jahres zu werden. Für das letzte Jahr zumindest.
Hatte ich schon mal angemerkt, dass ich es hasse, wenn irgendwelche Geräte meinen, mir ungefragt was abnehmen zu müssen?
Das kleine Scheißerchen ist nämlich der Regensensor beim Scheibenwischer meines Autos. Was für ein kapitaler Schwachsinn. Er hat einen ersten großen Fehler: Er läßt sich nicht umgehen. Es gibt drei Stufen: Regensensor, Prasselnder Dauerregen oder BleibambestenstehenundwartebisderScheissOrkanvorbeiist.
Der zweite große Fehler: Er hält sich für schlau. In der nassen Jahreszeit (die hier im Taunus bekanntlich von April bis März geht) benetzt häufiger mal ein feiner Sprühregen, gerne auch von der Fahrbahn hochgewirbelter Ex-Regen, die Frontscheibe. ICH würde eine Einstellung von, sagen wir: alle paar Sekunden einmal wischen, wählen. Wenn ich dürfte. Der Regensensor sagt: ACHDUSCHEISSE, WASSERALARM! ALLE MOTOREN VOLLE KRAFT VORAUS! wischwischwischwischunterbrichmichnichtichhabzutunwischwischwischusw.
Oh. Mann. Ich bins so leid. Ich spare mir weitere Beschreibungen, aber es ist so: Bei fast allen 231 verschiedenen Regentypen (vielleicht mit Ausnahme von Nr 87 und 88) muss ich die Wischer manuell per kurz antippen bedienen, weil der Regensensor jeden einzelnen Regentropfen als seinen persönlichen Feind ansieht und loswischt wie bekloppt. Muss jetzt nicht extra erwähnen, dass er sich von heftigem Regen wiederum schnell einschüchtern lässt und dann nur noch ab und zu über die Scheibe zuckt? Ach, was weiß ich, vielleicht hat auch der Geist von Rob McKenna Besitz von ihm ergriffen.
Aber es kostet Nerven. Und Wischerblätter.
Rob McKenna hatte zweihunderteinunddreißig verschiedene Regentypen in sein kleines Buch eingetragen, und keine mochte er. Er schaltete noch einen Gang runter, und der LKW brauste auf. Er brummte behaglich über all die dänischen Heizungsthermostate, die er geladen hatte. Seit er tags zuvor am Nachmittag in Dänemark losgefahren war, war er den Typen 33 (leichter, prickelnder Nieselregen, der die Straßen glitschig macht), 39 (heftig tröpfelnd), 47 bis 51 (senkrechter leichter Sprühregen bis hin zu sehr schräggeneigtem leichtem bis mäßig auffrischendem Nieselregen), 87 und 88 (zwei sich leicht unterscheidende Varianten von senkrechtem wolkenbruchartigem Platzregen), 100 (Regenbö nach Platzregen, kalt), allen Seesturmtypen zwischen 192 und 213 auf einmal, 123,124,126,127 (sanfte und mittelstarke kalte Regenbö, regelmäßiges und synkopisches Kabinen-Trommeln), 11 (lebhaftes Tröpfeln) und nun dem Typ begegnet, den er am wenigsten von allen mochte, 17. Regen Type 17 war ein gemeines Klatschen, das so heftig gegen die Windschutzscheibe schlug, dass es ziemlich egal war, ob man seine Scheibenwischer angeschaltet oder abgeschaltet hatte.
Douglas Adams („Macht’s gut, und danke für den Fisch“, 3. Kapitel)